Tunnelanschlag für das Regionalkraftwerk Sellrain

6 Gemeinden des Sellraintales – ein Ziel

Vor bereits mehr als zehn Jahren hatten die Gemeinden des Sellraintals eine zukunftsweisende Vision vor Augen. Um die klammen Gemeindekassen zu füllen und darüber hinaus einen Beitrag zur Versorgung der Region mit sauberem Strom zu leisten, wurden Überlegungen angestellt, diverse Gewässerstrecken energietechnisch zu nutzen. Verliefen die ersten Überlegungen noch innerhalb der einzelnen Gemeinden weitestgehend ohne Beachtung der Nachbargemeinden und somit relativ ungeordnet sowie teils parallel zueinander, war es im Jahre 2011 der damalige LH-Stv. Anton Steixner, der eine gemeinsame Bearbeitung der Vorhaben der Gemeinden anregte, um eine zukünftig bestmögliche wasserkrafttechnische, ökologische und wirtschaftliche Nutzung der Ressource Wasser an der Melach sicherzustellen.

Projektentwicklung durch Wasser Tirol

Beauftragt durch das Land Tirol übernahm die Wasser Tirol im Jahre 2011 die fordernde, aber auch spannende Aufgabe, die Ziele, Vorstellungen und Wünsche der sechs beteiligten Gemeinden Oberperfuß, Unterperfuß, Grinzens, Sellrain, Gries. i. S. und St. Sigmund i. S zu bündeln und bei der anstehenden Projektentwicklung weitestgehend zu berücksichtigen. Schon bald wurde in dieser frühen Projektphase in auf Basis eines Vorprojektes eine Prüfung nach dem Tiroler Kriterienkatalog durchgeführt.

Gründung der Kraftwerk Sellrain GmbH 2013

Nachdem das angeregte Gemeinschafts-Projekt von den eingebundenen Landesabteilungen überwiegend positive Rückmeldungen erfuhr, begann eine vertiefte Planungs- und Entwicklungsphase. Im Zusammenhang damit wurde nun auch die Sellrain-Kraftwerk-GmbH mit den ehrenamtlich tätigen Geschäftsführern Mag. Richard Rubatscher und Karl Jansenberger gegründet, an der alle sechs Gemeinden des Sellraintals beteiligt waren und bis heute sind. Seither ziehen die beteiligten Gemeinden an einem Strang, wenn es um die Entwicklung „ihres“ Regionalkraftwerks geht.

Planungs- und Genehmigungsphase mit Rückschlägen

Unmittelbar nach Gesellschaftsgründung begannen verstärkte Detailplanungen des Kraftwerks. Bereits 2014 wurde das Projekt erstmalig bei der Behörde eingereicht. Ein Jahr später jedoch trafen die Unwetter und die damit zusammenhängenden Änderungen die Kraftwerksplanung schwer. Durch die damaligen Unwetterereignisse wurde die Melach im Bereich der geplanten Ausleitungsstrecke teils deutlich verlagert und darüber hinaus einige Grundstücke, durch die die Druckleitung hätte laufen sollen, weggespült. Abschnittsweise war daher eine nahezu vollständige Neuplanung der Anlage notwendig. Es sollte bis ins Frühjahr 2018 dauern, bis das überarbeitete Projekt vollständig und einreichfähig vorlag.

Einreichung des Projektes im März 2018, Baustart im September 2021

Nachdem das Projekt erneut bei der Behörde zur Bewilligung eingereicht wurde, wurde diese der Kraftwerk Sellrain GmbH bereits knapp vier Monate später am 05.07.2018 erteilt. Ausführungsplanung, Ausschreibung und Vergabe aller Leistungen sowie die abschließende Klärung der Finanzierung schlossen sich an, bevor Mitte September 2021 der Baustart zu diesem größten Projekt des Sellrains mit überregionaler Bedeutung erfolgte.

Ab 2024 Strom für 12.500 Haushalte

Nach Umsetzung der baulichen Maßnahmen und Inbetriebnahme wird voraussichtlich ab 2024 von zwei Wasserfassungen an Melach und Fotscherbach Wasser entnommen und über eine Druckleitung von rund 9,2 km Länge und 1 bis 1,3 m Durchmesser zum rund 390m tiefer gelegenen Krafthaus geleitet, wo anhand zwei 4-düsiger Peltonturbinen rund 55 GWh Strom pro Jahr erzeugt werden, was in etwa dem Bedarf von rund 12.500 Haushalten entspricht. Die Engpassleistung der Anlage wird mit 12,2 MW beziffert.

Nach Fertigstellung der Anlage wird sich das Landschaftsbild kaum geändert haben. Die Druckleitung verläuft unterirdisch und selbst das Krafthaus wenig oberhalb der bestehenden Wasserkraftanlage an der Melach – Oberstufe ist als Kavernenkrafthaus tief im Innern der Felswände situiert. Die voraussichtlichen Kosten der Anlage werden mit rund 52 Mio. EUR netto veranschlagt.

Tunnelanschlag am 01.02.2022

Am 01. Februar 2022 erfolgte mit feierlichen Anschlag des ‚Johanna-Tunnels‘ samt Segnung und Taufe der ‚offizielle‘ Start der Errichtung des unterirdischen Krafthauses, das den Zugang zum künftigen Maschinensatz des Regionalkraftwerks Sellrain bildet.

Weitere Informationen und Kontakt:

Mario Dullnig
Wasserkraft, Messtechnik
T +43 512 209100
M +43 699 1209 1006
mario.dullnig@energieagentur.tirol

Feierten den Baustart der Regional-Kraftwerks Sellrain (v.l.n.r.): Bgm. Schiffmann, Bgm. Dornauer, GF Mag. Rubatscher, GF Jansenberger, Bgm. Obojes-Rubatscher, Bgm. Haselwanter und Bgm. Bucher.

Die erste Sprengung am zukünftigen Tunnelportal ist erfolgt.

Segnung der Baustelle kurz vor der ersten Sprengung.