Was ist mein Strom wert?

Welche Möglichkeiten zur Erlösoptimierung gibt es für Tiroler Kleinwasserkraftwerke?
So lautete die Frage der von der Wasser Tirol am 11.06.2019 im Landhaus 2 organisierten Informationsveranstaltung, über die Fachexperten und politische Vertreter des Landes Tirol referierten und sich den Fragen der rund 50 Kleinwasserkraftwerksbetreiber/innen stellten.

Energielandesrat LH-Stv. ÖR Josef Geisler hob in seinem Impulsvortrag die besondere Bedeutung der rund 850 Tiroler Kleinwasserkraftwerke für das Land Tirol hervor. Die Kleinwasserkraft ist nicht nur kulturelles Erbe, sondern auch Wirtschafts- und Lebensgrundlage unzähliger Familien und Betriebe sowie ein bedeutender Faktor zur Sicherung zahlreicher Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen. Er unterstrich zusätzlich die Rolle der Kleinwasserkraft in der Energiestrategie des Landes und versicherte, dass sich das Land Tirol auch weiterhin für den Erhalt der Kleinwasserkraft einsetzen werde und diese nach Möglichkeit unterstützen werde.

DI Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der Wasser Tirol, ging im Anschluss nochmals auf die Bedeutung der Kleinwasserkraft in Tirol und auf die Herausforderung ein, einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb sicherzustellen. Durch zahlreiche Vorschriften und Regelungen, die spätestens bei der Wiederverleihung jede/n Betreiber/in treffen, wird dieser zunehmend schwieriger. Mit dem Schwerpunktthema dieses Jahres wurde dem Wunsch der Teilnehmer/innen der letzten Tagung entsprochen, mehr über die Möglichkeiten zur Erlösoptimierung zu erfahren. Die diesjährige Veranstaltung beleuchtete das breite Thema mittels Behandlung dreier Aspekte der Erlösoptimierung – durch Vermarktung, Eigenverwertung und Versorgung Dritter.

In diesem Zusammenhang erinnerte DI Ebenbichler auch an die vom Land Tirol geförderte Beratung ‚Revitalisierung von Kleinwasserkraftanlagen in Tirol‘, mit welcher den Kleinwasser­kraftwerks­betreiber/innen eine gesamthafte Unterstützung rund um Fragen zur Revitalisierung und Optimierung ihrer Anlage geboten wird.

Ing. Mag. Johannes Steinlechner, TIWAG-Bereichsleiter für Strategische Vertriebssteuerung und Marketing, erläuterte, wie Einspeiser/innen die Erlöse für die eingespeiste Energie verbessern können. Steinlechner wies auch auf unterschiedliche Einspeisevergütungsmodelle am Beispiel von TIWAG und OeMAG hin sowie auf die Vertragsangebote der TIWAG und das neue TIWAG-Produktlabeling „Tiroler Wasserkraft“, mit welchen für die Einspeiser/innen zusätzliche Erlöse generiert werden sollen.

Mag. Andreas Forster, Next Kraftwerke, präsentierte die Funktionsweise und die Vorteile eines Virtuellen Kraftwerks. Diese im Zuge der Digitalisierung entstandene Möglichkeit soll es Kleinwasserkraftswerksbetreiber/innen erlauben, mittels einer marktorientierten, flexiblen Vermarktungsstrategie und weiteren Systemdienstleistungen wie der Bereitstellung von Regelenergie, ihren Strom optimal zu vermarkten.

Mag. Gerhard Moser, Abt. Wasser-, Forst- und Energierecht des Landes Tirol, leitete mit seinem Vortrag über die Möglichkeiten und Grenzen der Eigenversorgung aus rechtlicher Sicht den zweiten Themenblock ein. Mag. Moser erinnerte daran, dass ein Wasserkraftwerk immer einen Eingriff in das Gewässer darstellt und betont die Wichtigkeit der Darstellung des öffentlichen Interesses auch bei privaten Anlagen. Aus rechtlicher Sicht ist die Thematik der Eigenversorgung ein weites Feld, die unterschiedliche Rechtsbereiche wie das Energie-, Gewerbe- oder Steuerrecht berührt. Heruntergebrochen auf die konkrete Fragestellung ist vieles – wie beispielsweise die Rolle der Wasserkraft als Teil der gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage gemäß § 16 Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz – allerdings noch im Entstehen und derzeit noch nicht abschließend geregelt.

Ing. Gebhard Lorenz, Technisches Büro Lorenz, Experte im Bereich Alternativenergie, hob in seinem Referat die Vorzüge des Lastmanagements hervor, welches besonders im Inselbetrieb von großer Relevanz ist. Ing. Lorenz erläuterte die Thematik mit Beispielen aus der Praxis und zeigte, dass die Umsetzung eines Lastmanagements mit Erhöhung des Eigenbedarfs der erzeugten Energie nicht kostenintensiv sein muss und sich bereits nach wenigen Jahren rechnen kann.

Im Anschluss hieran stellte Mag. Gerhard Moser die Direktleitung als zulässige Ausnahme von der konzessionierten Stromverteilung durch den Erzeuger vor und leitete damit den dritten Themenschwerpunkt ein. Er erläuterte insbesondere die Anwendungsfälle für Direktleitung laut Erkenntnis des Verwaltungsgerichtshofes und die behördlichen Zulässigkeitskriterien nach dem Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz bzw. dem Tiroler Elektrizitätsgesetz.

Die Tagung wurde mit einem Vortrag aus der Praxis abgerundet. Andreas Bischofer, Geschäftsführer des Unternehmens Elektro Bischofer, zeigte anhand mehrerer Beispiele, welche technischen Voraussetzungen für die Versorgung Dritter notwendig sind und mit welchen Kosten hierbei grob zu rechnen ist.

Sämtliche Vorträge der Informationsveranstaltung stehen hier zum download bereit:

Erlösoptimierung am Markt - Ing. Mag. Johannes Steinlechner

Virtuelles Kraftwerk - Mag. Andreas Forster

Eigenverwertung - Mag. Gerhard Moser

Lastmanagement - Ing. Gebhard Lorenz

Direktleitungen - Mag. Gerhard Moser

Versorgung Dritter - Andreas Bischofer

Antragsformulare zur Beratungsförderung, Revitalisierung von Kleinwasserkraftwerken in Tirol finden sie hier.

Begrüßung durch DI Rupert Ebenbichler

Impulsstatement von LH-Stv. ÖR Josef Geisler

Ing. Mag. Johannes Steinlechner, TIWAG

Mag. Andreas Forster, Next Kraftwerke

Mag. Gerhard Moser, Land Tirol

Ing. Gebhard Lorenz, Technisches Büro Lorenz

Andreas Bischofer, Elektro Bischofer

Das gut besuchte Auditorium zeigt das große Interesse am Thema